Ungesundes Dogma - ungesundes Essen
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE
Teil 1: Einleitung
Die Empfehlungen der Gesundheitsbehörden zur Senkung der Inzidenz der koronaren Herzkrankheit lauteten in den letzten dreißig Jahren immer gleich: der Fettanteil sollte nicht mehr als 30% der Gesamtkalorien betragen. Aufgrund solcher Empfehlungen begann die Agrarindustrie, die Zusammensetzung von Lebensmitteln zunächst auf geringere Anteile gesättigter Fettsäuren und dann aller Fette umzustellen. Der Fettanteil der Lebensmittel wurde hauptsächlich durch Kohlenhydrate ersetzt. Aufgrund dieses unbegründeten, jedoch immer noch tief verwurzelte Glaubens an einen Zusammenhang zwischen Fett in der Ernährung und Herzkrankheiten kamen sehr viele auf der Grundlage dieser Annahmen hergestellte, stark industriell verarbeitete Nahrungsmittel, auf den Markt. Die Tatsache, dass solche Nahrungsmittel billig herstellbar sind und für die Hersteller größere Gewinne abwerfen, diente den Verbrauchern allerdings nicht.
Vor fünfzig Jahren führte ein Lebensmittelgeschäft ungefähr 200 Artikel, wovon die meisten im Umkreis von einigen Kilometern angebaut, geerntet und verarbeitet wurden. Heute führt ein Supermarkt 50.000 oder mehr Artikel, von denen die meisten stark industriell verarbeitet und raffiniert sind und über Tausende von Kilometern transportiert werden. Die Entwicklung in Europa und Asien folgt zunehmend den Vereinigten Staaten, wo die Bevölkerung 90% des Lebensmittelbudgets für diese Art Produkte ausgibt. Diese Nahrungsmittel enthalten hohe Anteile an Industriezucker, Glukose-Fruktose-Sirup (high-fructose corn sirup HFCS), raffinierte mehrfachungesättigte Ölen und Transfettsäuren, sowie Exitotoxine (Erregungsgifte) wie Mononatriumglutamat und Aspartam. Bei Warnungen vor "Junk-Food" wird vergessen, dass dies die wirklichen "Junk-Foods" (minderwertige Nahrungsmittel) sind. Logisches Ergebnis dieser nährstoffarmen Nahrungsmittel ist, dass in den Industrieländern zur benötigten Grundversorgung mit Nährstoffen sehr viel größere Mengen dieser Nahrungsmittel erforderlich sind. Daraus entsteht der Zwang zur Erhöhung der Kalorienaufnahme zur Deckung der Grundbedürfnisse des Körpers. Die Amerikaner haben für diese Art der Ernährung ein schönes Wort: sie bezeichnen die Standard American Diet (Ernährungsgewohnheiten der Amerikaner) mit dem Akronym 'SAD-CRAP' (auf deutsch etwa: "erbärmlicher Mist").
In jüngster Zeit erkannte man, dass Ernährungsformen mit hohem Kohlenhydratanteil zum erhöhtem Auftretens des metabolischen Syndroms und der Adipositas führen; beides Themen, die in der medizinischen Literatur zunehmend behandelt werden. Man erkannte, dass diese Veränderungen Blutfett- und Cholesterinspiegel beeinflussen. Trotz dieser Erkenntnisse werden jedoch weiterhin die gleichen Empfehlungen mit großem Nachdruck verbreitet. Konsequenz: die Ernährungsempfehlungen nähern sich weltweit an und die landwirtschaftlichen Produktionsmethoden zielen auf größtmögliche Senkung gesättigter Fettsäuren. Dadurch verändert sich seit einiger Zeit die Zusammensetzung des Fleisches der Tiere, die wir essen und dieser Prozess setzt sich weiter fort.
Es ist heutzutage zunehmend schwieriger, frische, natürliche Produkte zu kaufen. Was früher als gesund galt, wird heute als ungesund betrachtet.
Dafür gibt es viele Beispiele: Fleisch ist heutzutage so mager, dass Mrs. Beeton (Autorin eines Anfang des vorigen Jahrhunderts in England sehr weit verbreiteten Koch- und Ernährungsbuches) es als Fleisch schlechtester Qualität bezeichnen würde. Ich kaufe mein Fleisch normalerweise beim Bauern, kürzlich jedoch hatte ich Fleisch vom Supermarkt: es war trocken, geschmacklos und zäh. Dadurch wird es nicht unbedingt ungesund, es gibt jedoch eine Reihe von durch das Dogma dessen, was als "gesund" gilt hervorgerufenen Veränderungen, die in der Tat ungesund sind. Ein Beispiel sind die in Großbritannien geltenden, wahrlich abartigen und drakonischen Gesetze, gemäß derer Schweine (selbst Bio-Schweine) so gut wie nur mit denaturierten Pellets aus minderwertigem Getreide und Soja gefüttert werden dürfen. Natürlich weiß auch der hirnamputierteste Tierkundler, dass Wildschweine die klassischen Allesfresser sind und sich von Hunderten verschiedener Dinge wie Regenwürmer, Insekten, Tierkadaver, Getreide, Blätter, Wurzeln, Früchten und Blumen, ja sogar Baumrinde ernähren. Die Landwirtschaftsbehörden scheinen jedoch in Angst und Schrecken vor einer natürlichen Ernährung domestizierter Tiere zu leben. Die Ernährung von Schweinen mit hohen Anteile von Ölen mit hohem Omega-6-Gehalt verändert die Zusammensetzung ihres Körperfetts, das weniger gesättigte Fettsäuren enthält; Rinder, die Gras fressen sollten, werden ebenfalls mit "gesunden" aus Getreide und Soja hergestellten Produkten ernährt. Diese Produkte sind definitiv gefährlich.
Es gibt eine solch große Anzahl solcher Beispiele, dass ich nur eines herausgreifen kann: die Milch.
Übersetzung aus dem Englischen: Ruth Kritzer, Germersheim
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